Im Arbeitslosenpark
In dieser nur beim oberflächlichen Lesen kunterbunt, auf die Leserschaft jedoch latent depressiv wirkenden Anthologie dreht sich alles um Arbeitslosigkeit sowie Ossis und/gegen Wessis. Aber nicht durch monotones Gejammer oder schier endlose Lamenti. Sinnlose Anklagen sucht man ebenfalls vergeblich. „Spider“ gibt die teils traurigen, teils lustigen Anekdoten auf absolut witzige, ironische und stets lakonische Art und Wiese wieder. Die Wirkung dieses Buch ist allerdings doch eine andere: Die Aussagen und Quintessenzen wirken erst mal eine Zeit lang im Verborgenen und kommen immer schneller werdend und mit unglaublicher Power an die Oberfläche. Die oftmals sarkastischen oder launigen Geschichten lassen einen nicht nur einmal mit offenem Mund zurück. Er zielt nicht auf den schnellen Aha- oder Oha-Effekt ab, die Storys speichern sich wie von selbst in die Langzeiterinnerung ein. Andreas Krenzke geht vielen Fragen nach, z.B.: Ist Schwarzfahren in der ersten Klasse teurer? Kann ein „Assi“ durch seinen Zuzg in ein Villenviertel die dortigen Grundstückspreise senken? Außerdem lässt er uns teilhaben an mannigfaltigsten Jobs, unter anderem Arbeitslosendarsteller und Kekszusammenkleber. Herrlich zu lesen auch das geistige Duell mit einem Fahrkartenkontrolleur in der U-Bahn. Dabei ist das alles keineswegs so lustig oder komödiantisch gemeint! Beim Lesen dieser vor Klischees fast überlaufenden Storys überkommt einen stetig das Gefühl, dass die kabarettistisch verarbeitete, punktgenau platzierte Sozialkritik vor allem auf die Probleme der Menschen hinweist. „Spider“ legt seine Finger ganz gezielt in Wunden und lässt dabei die Leserschaft ohne Verbandmaterial sitzen – einfach so! Er bietet keine Lösungsvorschläge an, Auswege? Fehlanzeige! Er rüttelt auf, tut weh und fordert uns unausgesprochen auf hinzuschauen, aufzubegehren, andere Wege zu gehen. Andreas Krenzke begeistert von Anfang an durch seinen messerscharfen, sezierenden Blick auf die Dinge, die er facettenreich und voller hintergründigem Humor in Szene setzt. Treffende Millieu-Schilderungen und skurrile Charaktere treffen hier auf echt Berliner Schnauze!Handlungsorte
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