Fever

Zwei Abiturienten begehen in Paris um das Jahr 2000 einen Mord ohne Motiv an einer jungen Frau. Während die beiden Freunde erfolgreich die Prüfungen ablegen, beschäftigen sie sich mit Hannah Arendt, mit der Person des führenden Nazi-Funktionärs Eichmann und der Wannsee-Konferenz, und mit französischen Helfershelfern während der deutschen Besetzung des Landes. Insbesondere werden sechs Fallgeschichten von jugendlichen Nazi-Opfern aus dem Papon-Prozess 1998 erzählt, in denen sich der französische Politiker, Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher Maurice Papon selbst als kleines Rädchen darstellt, das nur seine Pflicht erfüllt hat. Bei ihren weiteren Lektüren zu diesen Themen werden die Jungen immer aufgeregter, aber auch ängstlicher, bis hin zu Alpträumen. Schließlich erkennen sie, dass ihr eigenes Verbrechen nicht zu trennen ist von der Geschichte ihrer zwei Großväter, die, der eine als Opfer, der andere als vermutlicher Täter, in den Holocaust verwickelt waren. Beide Großväter schweigen jedoch über ihre Erlebnisse und ihre damaligen Empfindungen. Dieses Schweigen belastet die Jungen außerordentlich. Das Buch lässt offen, wie es mit den beiden nach dem Abitur weiter geht. Es gibt aber allgemein eine handlungsorientierte, positive Perspektive. Solange es Menschen gibt, die in schwierigen Umständen anderen helfen, hat das Leben einen Sinn. Jeder hat stets eine Möglichkeit zur Entscheidung zwischen Gut und Böse, meint die Autorin mit Hannah Arendt. Der Klappentext : "Der Roman setzt mit einem Paukenschlag ein: dem Mord an einer jungen blonden Frau, begangen von zwei Abiturienten, die sich ihr Opfer nach dem Zufallsprinzip ausgesucht haben. Ein klassischer "acte gratuit", ein absurder Akt der Revolte, ganz in der Tradition von Dostojewskis "Verbrechen und Strafe" oder Andre Gides "Verliesen des Vatikans". Und wie bei den Vorbildern steht nicht das Verbrechen im Zentrum, sondern die Auswirkungen auf die Täter. Bei beiden stellen sich, zunächst unmerklich, Störungen ein, Desinteresse, Aggressionsausbrüche, Albträume. War der Zufall, durch den sie sich vor Entdeckung geschützt glaubten, doch nicht so zufällig? Hatte das blonde Opfer nicht große Ähnlichkeit mit der verehrten, aber unerreichbaren Philosophielehrerin? Und liegt in ihrer Familiengeschichte nicht ein Muster vor, dem sie unbewusst folgten? Pierres Großvater Elie, ein galizischer Jude, hat seit Jahren das Schweigen gewählt, und Damiens Großvater Rene arbeitete für Vichy in der Kollaboration. Vererben sich verdrängte und verschwiegene historische Verbrechen weiter?"

Handlungsorte

»Die weitesten Reisen unternimmt
man mit dem Kopf.«

Joseph Conrad

Buchdetails

Handlungsorte
Paris, Bordeaux, Berlin, Lublin, Minsk, Lwiw (Lemberg)
Buchdaten
Titel: Fever
Kategorie: Roman / Erzählung von 2006
LeserIn: Günter H.
Eingabe: 22.06.2015


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