Es klopft

Ein Schweizer Familienpanorma von den 80ern bis heute. Jeder Satz dieses Buches sitzt perfekt. Man ist sofort im Inneren einer gut situierten Schweizer Familie, deren Geschichte von den 80ern bis heute erzählt wird. Geschickt wechselt die Erzählperspektive zu den einzelnen Personen und umschreibt ein vermeintlich ganz alltägliches Beziehungs-Mix. Was war vor 20 Jahren, wie hat man sich kennengelernt, welche Dinge treiben weiter, wann kamen die Kinder? All dies schwingt sich einfach zu einem herüber, die Bilder von damals, präzise Beschreibungen des gesellschaftlichen Umfeldes, Franz Hohler ist ein hervorragender Beobachter, das Buch fungiert auch als Zeitreise in den zurückliegenen Alltag. Eine Kleinigkeit stimmt allerdings nicht: der Cowboy mit dem Loch im Schuh war natürlich kein Cowboy, sondern ein Dschungel-Abenteurer. Aber die (frühere) Cowboy Dominanz in der Cigarettenwerbung deckte wohl alles andere zu! Ich selbst leide unter Tinnitus und habe in diesem Buch diese Krankheit perfekt umschrieben vorgefunden. Es gibt (noch) keine Heilung, man muss damit leben lernen, die Geräusche wegdenken, überlagern. Tinnitus ist geschickt mit der Geschichte des HNO Arztes Manuel Ritter verknüpft. Er, der selbst Patienten mit Tinnitus behandelt, hört dieses Klopfen genau dann, als eine Problemlösung unvermeidlich wird. Meldet sich der Tinnitus also, wenn wir Probleme verdrängen, sie gar leugnen wollen? Diese mögliche Deutung der Krankheit scheint von Hohler beabsichtigt und ist Teil eines Schweizer Familienpanoramas, dessen Höhen und Tiefen mich wirklich auf jeder einzelnen Seite mitgenommen haben. Milieus/Berufe: HNO Arzt, Lehrerin, Theater Regisseurin, Ökologie-Student

Handlungsorte

»Bücher sind fliegende Teppiche
ins Reich der Phantasie.«

James Daniel

Buchdetails

Handlungsorte
Zürich, Basel, Pontresina
Buchdaten
Titel: Es klopft
AutorIn: Hohler, Franz
Kategorie: Roman / Erzählung von 2007
LeserIn: Happyx
Eingabe: 05.02.2008


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