Familie Salzmann

Ein neues Buch von Erich Hackl (einer meiner Lieblingsautoren) Der 24jährige Hanno Salzmann arbeitet seit dem Jahr 1994 zu aller Zufriedenheit in der Beitragsabteilung der Steirischen Gebietskrankenkasse in Graz, bis er Jochen Koraus kennenlernt, der in Erfahrung bringt, daß die Großmutter von Hanno im KZ Ravensbrück gestorben ist. Er wird jahrelang wegen seiner Familiengeschichte und seines Namens Salzmann gequält und verspottet. Es wurde angenommen, daß Hanno Jude sei. Er wurde dann im Jahre 1997 fristlos entlassen. Zur Familiengeschichte Familie Salzmann lebte sehr zurückgezogen. Der ältere Sohn Peter war schwer behindert und somit ans Haus gefesselt. Obwohl sie schon Jahrzehnte in Graz lebten, fühlten sie sich immer noch fremd. Hannos Großeltern, Elisabeth (geb.1909) und Josef Sternad, lebten mit 13 Kindern in großer Armut. Mutter Elisabeth verstarb mit 47 Jahren. Die Tochter Ernestine kümmerte sich um ihre beiden jüngeren Schwestern Juliana und Anna. Ernestine hatte ein heiteres Wesen, liebte das Leben und verehelichte sich mit dem Tischler Peter Fuchs. Juliane war eine sehr pflichtbewußte junge Frau. Anna wollte schnell selbständig werden und zog bald aus dem Haus. Juliana lernte in Bad Kreuznach den Metalldreher Hugo Salzmann kennen und heiratete im Jahr 1932. Sohn Hugo wurde am 2.11.1932 geboren. Hugo S. war politisch sehr engagiert. Er war Organisationsleiter bei der KPD sowie Leiter des "Antifaschistischen Kampfbundes". Beide mußten 1933 nach Paris flüchten, arbeiteten für Exil-Organisationen der KPD und lebten unter großen Entbehrungen. 1939 sahen sich das Ehepaar das letzte Mal. Hugo wurde verhaftet, dann an die Gestapo ausgeliefert und zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Frau wurde ebenfalls verhaftet und ins KZ gebracht. Klein Hugo wurde zu seiner Tante Ernestine nach Stainz zurück gebracht, die ihn sehr gern hatte. Er konnte sich hier wieder gut erholen. Es gab auch brieflichen Kontakt mit seiner Mutter. Hugo Senior kam zurück nach Bad Kreuznach, hatte anfangs keine Möglichkeit seinen Sohn zu sehen. Nach einiger Zeit wurde er über die Verehelichung mit Lore und Geburt einer Tochter benachrichtigt. Den 16-jährigen Hugo holte der Vater im Jahr 1948 zu sich nach Deutschland, wurde aber sehr unfreundlich aufgenommen und wenig beachtet. Aus diesem Grund entschloß er sich in die DDR zu wechseln. Er wurde nach schwerer Krakheit als Naziverfolgter anerkannt, konnte studieren und lernte die Lettin Herta Heinrich kennen, heiratete sie 1957. Sie hatten immer wieder engen Kontakt zu Ernestine. Seinem Vater begegnete Hugo noch 2 mal, aber es war eine sehr kühle Erfahrung. Der Autor hat aus dieser ausgezeichnet recherchierten Familiengeschichte eine ernsthafte zeitgenössische Literatur gemacht, die sich über das ganze 20. Jahrhundert zieht. Ein Buch mit relativ wenig Seiten, aber äußerst brisantem und informativem Inhalt.

Handlungsorte

»Heimat entdeckt man erst in der Fremde.«
Siegfried Lenz

Buchdetails

Handlungsorte
Paris, Graz, Deutschland (allg.), Österreich (allg.), Frankreich (allg.), Stainz, Ostdeutschland (allg.)
Buchdaten
Titel: Familie Salzmann
AutorIn: Hackl, Erich
Kategorie: Erinnerungen / Tagebuch von 2010
LeserIn: Leserin
Eingabe: 13.01.2011


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