Eine unglückliche Liebe
Koeppens erster Roman, 1934 erschienen. Er "verarbeitet" seine unerwiderte Liebe zu Sybille Schloss, Schauspielerin und Kabarettistin. Es ist eine enge Verstrickung von Roman und Autorenbiografie. Wolfgang Koeppen (1906-1996) versuchte ab 1933 mit Sybille Schloss (man merke: Sibylle im Roman, Sybille in der Realität) anzubandeln, einem umschwärmten Mitglied der "Pfeffermühle". Für dieses Kabarett, das Erika Mann und Therese Giehse in München gegründet hatte, arbeitete Koeppen als Texter. Die "Pfeffermühle" wurde in Deutschland nach wenigen Wochen verboten und die Truppe fand, wie damals viele Künstler und Intellektuelle, in Zürich Exil. Koeppen reiste der "Pfeffermühle" – oder eben eher Sybille – 1934 ins Schweizer Exil nach. Im Roman nennt er sich Friedrich, er war achtundzwanzig Jahre alt und im Herzen versengt durch das Wechselbad von Lockungen und Zurückweisungen durch Sybille. Mittellos kommt Friedrich in Zürich an und mit dem Mut der Verzweiflung steigt er in "dem großen Hotel am See" ab. Zürich sehen wir durch den Filter einer unglücklichen Liebe, "stets bei Nacht und Nebel und in jenem körnigen Schwarz-weiß-grau, das wir, untermalt von expressionistischem Pathos, aus Stummfilmen kennen." Friedrich tut alles, um von ihr erhört zu werden, doch vergeblich: der versäumte erste Kuss vollzieht sich später bei der Trennung in Venedig: "Sie wussten, dass sich nichts geändert hatte und dass die Wand aus dünnstem Glas, durchsichtig wie die Luft und vielleicht noch schärfer die Erscheinung des anderen wiedergebend, zwischen ihnen bestehen blieb." Entsagend finden sich Friedrich und Sibylle mit jener "Wand" ab, die sie zwischen sich sehen: "Es war dies eine Grenze, die sie nun respektierten." So ist "Eine unglückliche Liebe" letztlich ein Buch der Resignation, eine Buch der hoffnungslosen Vereinsamung des Individuums, der tragischen Vereinzelung des Menschen. In einem Interview im Jahr 2002 bestätigte die damals 92-jährige Sybille Schloss, dass sich alles genau so zugetragen habe wie im Roman, "genau so". In Koeppens Nachlass fanden sich Jahrzehnte später Studio-Nacktaufnahmen von Sybille Schloss und handschriftliche Notizen, die Tötungs- und Suizid-Fantasien des Autors dokumentieren.Handlungsorte
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