Die seligen Jahre der Züchtigung
Die italienische Originalausgabe erschien 1989 unter dem Titel: "I beati anni del castigo". Erzählt wird eine autobiographisch anmutende Geschichte eines 14-jährigen Mädchens, das im (fiktiven) Mädchen-Institut Bausler in Teufen im Appenzellerland untergebracht ist, einem Internat, in welchem sie auf Wunsch ihrer Mutter mit einem deutschen Mädchen ein Zimmer zu teilen und Deutsch zu lernen hat. Die Stimmung im Mädcheninternat im Appenzeller Dorf Teufen ist kühl, ja kalt, ein Gefühl der Isolation stellt sich unweigerlich ein. Doch da trifft die Neue ein, Frédérique. Mit aller Macht will die Ich-Erzählerin eine Freundschaft zu dem Mädchen aufbauen. "Die Lust der Enttäuschung. Sie war mir nicht neu. Ich schätzte sie, seitdem ich acht gewesen war und zum ersten Mal Internatsschülerin, im Kloster. Und vielleicht waren das die schönsten Jahre, dachte ich. Die Jahre der Züchtigung. Eine Spur von Exaltiertheit, leicht, aber beständig, liegt darin, in diesen Jahren, den seligen Jahren der Züchtigung" (S. 86). "Mit vierzehn war ich Zögling in einem Internat im Appenzell. In einer Gegend, in der Robert Walser viel spazieren ging, während er in Herisau, nicht weit von unserem Institut, in der Nervenheilanstalt war. Er ist im Schnee gestorben. Fotografien zeigen seine Spuren und die Lage seiner Leiche im Schnee. Wir kannten den Schriftsteller nicht. Nicht einmal unsere Literaturlehrerin kannte ihn. Manchmal denke ich, es ist schön, so zu sterben, nach einem Spaziergang, sich in eine natürliche Gruft, den Appenzeller Schnee fallen zu lassen, nach fast dreißig Jahren Irrenhaus in Herisau. (...) Im Appenzell kann man nicht anders, man muss spazieren gehen. Wenn man die kleinen Fenster mit den weißen Rahmen betrachtet und die emsigen glühenden Blumen auf den Fensterbänken, spürt man ein tropisches Gären, ein im Zaum gehaltenes Wuchern, man hat den Eindruck, dass im Innern etwas vor sich geht, was bei aller Heiterkeit düster und ein wenig krank ist. Ein Arkadien der Krankheit. Dort drinnen scheinen Frieden und Todesidylle im schmucken Glanz zu herrschen. Ein Jauchzen aus Kalk und Blumen. Vor den Fenstern ruft die Landschaft, und das ist kein Trugbild, sondern ein Zwang, wie wir im Internat sagten." Die "Neue Zürcher Zeitung" hat den Roman zusammen mit kanonischen Titeln von Glauser, Dürrenmatt, und Frisch in die zwanzigbändige "Schweizer Bibliothek" aufgenommen. Zu den begeisterten Jaeggy-Lesern gehörten Ingeborg Bachmann und der Nobelpreisträger von 1987, Joseph Brodsky. Der sagte zum Buch: " Dauer der Lektüre: etwa vier Stunden. Dauer der Erinnerung: der Rest des Lebens".Handlungsorte
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