Gabriela wie Zimt und Nelken
Die Originalausgabe erschien 1958 in Brasilien unter dem portugiesischen Titel "Gabriela, Cravo e Canela", eine erste deutsche Ausgabe 1962. Es geht um Leben, Lieben, Sterben in der brasilianischen Stadt Ilhéus, die vom Kakaoanbau geprägt ist. Trotz eines heimischen Lotsen an Bord läuft die Ita in der Hafeneinfahrt von Ilhéus auf. Unter den Passagieren befindet sich der junge Kakaoexporteur Mundinho Falcão. Er lässt in den folgenden Monaten der Handlung im Jahr 1925 die versandete Fahrrinne ausbaggern. Somit kann am Schluss des Romans erstmals in der Geschichte der Stadt mit einem größeren Frachter ein Teil der ertragreichen Kakaoernte aus den Pflanzungen der Provinz Ilhéus nach Europa verschifft werden. Bevor der Hafen für große Schiffe erreichbar wird, hat der Fremdling Mundinho freilich Kämpfe gegen die alteingesessenen Obersten zu bestehen. Letztere sind Großgrundbesitzer, die bereits um die Jahrhundertwende mit der Waffe in der Hand die Aufteilung des fruchtbaren Bodens zu ihren Gunsten entschieden hatten. An der Spitze der Kakao-Obersten steht der 83-jährige Ramiro Bastos; Senator des Bundesstaates Bahia. Er und seine Getreuen, zum Beispiel der Oberst Amâncio Leal, favorisieren Bahia, die gleichnamige Hauptstadt genannten Bundesstaates, als Kakao-Ausfuhrhafen nach Übersee. Auch weil sich der Neuankömmling Mundinho in Ilhéus sozial engagiert, fallen im Laufe des Jahres 1925 Wähler von der Partei des Senators Ramiro ab und wollen Mundinhos Partei wählen. Senator Ramiro und Oberst Leal können sich mit dieser fatalen Entwicklung nicht abfinden und fallen in die ein Vierteljahrhundert alten Praktiken zurück: Als Oberst Aristóteles Pires, der Präfekt aus dem benachbarten Itabuna, sich vom Senator Ramiro lossagt, lässt Oberst Leal ein Attentat auf den Abtrünnigen verüben. Aristóteles überlebt einen Lungendurchschuss. Der in Syrien geborene Nacib Aschar Saad, genannt der Araber oder auch unbekümmert der Türke, ein kräftiger 33-jähriger Mann mit einem Kopf wie ein Stier, Besitzer der Bar Vesuv in Ilhéus, hält sich als Gastronom aus dem Kampf der beiden oben erwähnten Parteien heraus. Als ihm die Köchin davongelaufen ist, findet er nach verzweifelter Suche auf dem ehemaligen Sklavenmarkt eine neue Köchin - die 21-jährige schöne Gabriela. Verlockend für die Mulattin Gabriela, jene nach Nelken duftende Frau mit der zimtfarbenen Haut, ist die sexuelle Fessel, die da Ehe heißt: einen Ehering tragen – wie wunderbar. Der Ehealltag aber dann sieht anders aus als erwartet. Also wirft Gabriela das Ehejoch ab und hat die alte Freiheit wieder. Somit ist der Erziehungsversuch des Gatten gescheitert. Gabriela steigt nicht in die besseren Kreise auf. Jorge Amado schreibt: "Gabriela ist gut, großzügig, impulsiv und rein. Man kann ihre guten und schlechten Eigenschaften aufzählen, erklären kann man sie nicht. Sie tut das, was ihr Freude macht; sie weigert sich, das zu tun, was ihr keine Freude macht."Handlungsorte
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