Opfergang

Fritz von Unruh (1885-1970) nahm als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil. Seine Fronterfahrungen vor Verdun waren die Grundlage für das dramatische Gedicht „Vor der Entscheidung“ (1915) und die Erzählung „Opfergang“. Das Erscheinen dieses expressionistischen Werkes, das bereits im Sommer 1916 fertiggestellt war, wurde durch die Zensur bis zum Winter 1918 verzögert. Da der Autor das Grauen des Krieges kritisch bzw. zu realistisch darstellte, wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt. Aufgrund seiner guten Kontakte zur preußischen Führungsschicht wurde jedoch eine Verurteilung verhindert und es wurde ihm erspart, in eine sog. Todeskompanie abgestellt zu werden. Auf einem Patrouillenritt wurde er 1916 vom Pferd geschossen, französische Soldaten nahmen dem scheinbar Toten Waffen und Uniform ab. Dieses grauenhafte Erlebnis schildert von Unruh später als zentral für seine Wandlung zum Pazifisten: „Dort blieb ich liegen, vom Schlaf überwältigt. Als es grau wurd e, erwachte ich und hörte es neben mir hämmern. Nach aufmerksam langem Beobachten merkte ich – es war mein Herz, das so klopfte. Im Dämmerlicht richtete ich mich auf. – Ich hatte auf einer Leiche geschlafen. … Der Rausch war dahin. Schwindel und Übelkeit schüttelten mich. … Mit neuen Augen sah ich nun die Toten im Feld – hörte ich die Schreie der Sterbenden – senkte ich meinen gefallenen Bruder hinab in die Grube.“

Handlungsorte

»Heimat entdeckt man erst in der Fremde.«
Siegfried Lenz

Buchdetails

Handlungsorte
Verdun, Carignan, Longuyon, Marville, Saint-Laurent-sur-Othain, Merles-sur-Loison, Frankfurt am Main
Buchdaten
Titel: Opfergang
Kategorie: Roman / Erzählung von 1918
LeserIn: Faun
Eingabe: 09.06.2021


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