Crossroads

„Crossroads“ ist ein Roman über eine Familie in der Krise, erzählt aus wechselnden Perspektiven der Familienmitglieder: Der erste, knapp zwei Drittel des Buches umfassende Teil des Buches („Advent“) spielt am 23. Dezember 1971 in New Prospect, einem fiktiven Vorort von Chicago. Russ Hildebrandt, Ende 40 und Pastor der Gemeinde in der Midlife-Krise, hat sich von seiner Ehefrau entfremdet und ist mit seiner Geliebten, einer deutlich jüngeren Offizierswitwe, unterwegs durch einen Blizzard zu einer Weihnachtsfeier, wird aber durch einen Unfall aufgehalten. Sein zweitältester Sohn Perry, ein Hochbegabter, der Drogen nimmt und auch an jüngere Mitschüler verkauft, will ein besserer Mensch werden und vertritt zusammen mit seinem neunjährigen Bruder seinen Vater bei der Feier, betrinkt sich aber dort mit Punsch und beleidigt die Frau des Gastgebers. Perrys älterer Bruder Clem bricht sein Studium ab und meldet sich als Freiwilliger für den Vietnamkrieg, eine Art von moralischem Protest gegen seinen Vater, den er Weihnachten mit dieser Neuigkeit überraschen will. Marion, die übergewichtige Ehefrau des Pastors, hat ihr eigenen Geheimnisse, von denen heimliches Rauchen noch das harmloseste ist. Ihre Tochter Becky wird nur deshalb Mitglied der kirchlichen Jugendgruppe „Crossroads“, weil sie den gutaussehenden Tanner Evans, Leader einer Hippieband, rumkriegen will, der dort Mitglied ist. Der zweite Teil („Ostern“) handelt hauptsächlich von einer Crossroads-Busreise in den Osterferien 1972 in ein Navajo-Reservat in Arizona, wo die Schüler von New Prospect in Begleitung einiger Eltern nützliche Gemeindearbeiten (z.B. das Bauen von Rollstuhlrampen) erledigen dürfen. Wer sich durch die mehr als 800 Seiten schwerfälliger Prosa quält, wird mit Sätzen wie diesen belohnt: „Das Bild Marions taufeuchter dunkler Augen, ihres zum Küssen einladenden Mundes, ihrer schmalen Hüfte und ihres schlanken Halses und ihrer feinknochigen Handgelen ke, war summend, wie eine große und rastlose Hornisse, in die ehemals keusche Kammer seiner Seele gelangt.“ Und die Pastorentochter fragt sich, ob es in der Bibel ein Gebot gegen das Lügen geben könnte. Ist das Ironie (sucht man sonst im Buch ziemlich vergebens), oder was ist da bloß schiefgelaufen? „Crossroads“ soll der erste Band einer Trilogie über drei Generationen einer Familie aus dem Mittleren Westen mit dem Titel „Ein Schlüssel zu allen Mythologien“ sein, das ist eher eine Drohung als ein Versprechen. Der Daily Telegraph bezeichnet Jonathan Franzen als den „wohl größten lebenden Romanautor Amerikas“. Offenbar werden Thomas Pynchon, Don DeLillo und Richard Ford bereits zu den verstorbenen Schriftstellern gezählt, armes Amerika…

Handlungsorte

»Die längsten Reisen fangen an,
wenn es auf den Straßen dunkel wird.«

Jörg Fauser

Buchdetails

Handlungsorte
Illinois (State), Chicago, New York, Urbana, Los Angeles, Santa Rosa, Pasadena, Palos Verdes, Culver City, Hebron (Indiana), Flagstaff, Tuba City, Rough Rock, Black Mesa, Many Farms, Kitsillie, Tucumcari, Rom, Lima
Buchdaten
Titel: Crossroads
Kategorie: Roman / Erzählung von 2021
LeserIn: Faun
Eingabe: 02.11.2021


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