Nacht
Edgar Hilsenrath war Sohn eines jüdischen Möbehändlers und wuchs in Halle (Saale) auf. 1938 flohen er, seine Mutter und sein drei Jahre jüngerer Bruder Manfred zu den Großeltern nach Sereth in der Bukowina. 1941 wurden Edgar Hilsenrath, sein Bruder und seine Mutter sowie all seine Freunde und Verwandten aus Sereth in das Ghetto Mohyliw-Podilskyj im rumänisch besetzten Transnistrien verschleppt. Als das Ghetto im März 1944 von der Roten Armee befreit wurde, wanderte er zu Fuß zurück nach Sereth und von dort weiter nach Czernowitz und Bukarest und gelangte schließlich nach Palästina, wo er 1945 erste Notizen für seinen Roman „Nacht“ machte. Anfang 1958 beendete er in New York die Reinschrift, aber erst 1964 erschien das Buch im Kindler Verlag in München. - Der Roman erzählt von den drei letzten Lebensjahren des osteuropäischen Juden Ranek, der im Krieg fast seine gesamte Familie verloren hat und nun versucht, sich im fiktiven ukrainischen Ghetto Prokow durchzuschlagen. Beim täglichen verzweifelten Kampf um etwas Nahrung und einen halbwegs sicheren Schlafplatz im Nachtasyl bleibt jegliche Menschenwürde auf der Strecke. Jeder ist sich selbst der Nächste und die Bewohner des Ghettos machen sich das Leben mit gemeinster Niedertracht und Hinterlist gegenseitig zur Hölle. Denn was hat man schon davon, anständig zu bleiben? „Es bleibt einem keine Wahl. So ist das.“ Ranek plündert, stiehlt und betrügt, schlägt seinem eigenen toten Bruder Fred mit einem Hammer den Goldzahn aus dem Mund, um sein eigenes Überleben für ein paar weitere Tage zu sichern, bis er seine totgeglaubte Schwägerin Debora trifft, die es als Einzige schafft, sich in all dem Grauen und Elend ihre Menschlichkeit und Würde zu bewahren.Handlungsorte
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