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Die Tigerin

Walter Serner (1889-1942) war ein österreich-ungarischer Essayist, Schriftsteller und Dadaist. 1914 floh er vor der Einberufung zur Armee nach Zürich, wo er in Kontakt zur Dada-Bewegung kam. 1918 verfasste er den Text „Letzte Lockerung manifest dada", eine „glänzende Analyse des Zeitalters des vollendeten Nihilismus" (Jörg Drews), der 1920 veröffentlicht wurde (mit universellen Erkenntnissen wie „Weltanschauungen sind Vokabelmischungen."). Serner galt damals als „größenwahnsinniger Außenseiter" unter den Dadaisten. Nach seiner Abwendung vom Dadaismus schrieb er Kriminalgeschichten und den Roman „Die Tigerin", der 1931 nur durch ein Gutachten von Alfred Döblin und drei weiterer renommierter Autoren nicht auf die Liste der „Schund- und Schmutzschriften" kam. Doch nur zwei Jahre später wurde das Buch dann doch verboten. Im August 1942 wurde Serner zuerst nach Theresienstadt, später nach Riga deportiert und dort zusammen mit seiner Frau und allen anderen rd. tausend Verschleppten ermordet. – In dem kurzen Roman „Die Tigerin" geht es um die amour fou zwischen der Pariser Edelprostituierten Bichette und dem Hochstapler Henri Rilcer (genannt Fec). „Es ist ein Werk, das den Dauerfrost der Demimonde beschwört und evoziert, die illusionslose Kälte einer Welt, in der Gefühle Berechnung sind oder Luxus." (Lutz Hagestedt, literaturkritik.de) Eine literarische Illustration zu „Letzte Lockerung", erschienen 1927 im Rahmen der „Gesammelten Werke" mit dem Zusatz „Ein Handbrevier für Hochstapler und solche, die es werden sollen" und erweitert um 591 „Anweisungen" zu Bereichen wie z.B. „Menschenkenntnis", „Reisen und Hotels", „Frauen", „Männer" oder „Kleidung und Manieren". Die letzte Anweisung lautet (angelehnt an ein lateinisches Sprichwort): „Die Welt will betrogen sein, gewiß. Sie wird aber sogar ernstlich böse, wenn du es nicht tust." Wie wahr.