Die Tochter
Die englische Autorin Barbara Comyns (1909–1992) besuchte Kunstschulen in Stratford-upon-Avon und London. Mit zehn Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben und zu illustrieren. Ihr erster, autobiographischer Roman („Sisters by a River“) erschien 1947. Insgesamt veröffentlichte sie elf Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Skandalöserweise aber nicht ins Deutsche, mit Ausnahme dieses einen Romans, dessen Titel vollständig bzw. im Original „Die Tochter des Tierarztes“ („The Vet’s Daughter“) lautet. – Darin führt die 17jährige Ich-Erzählerin Alice Rowland Anfang des 20. Jahrhunderts eine Art Aschenputtel-Existenz im Haus ihrer eigenen Eltern, das in einem trostlosen und bedrückenden Vorort Londons liegt. Alice und ihre krank dahinvegetierende Mutter werden vom Familienvater verachtet und tyrannisiert. In dessen schauriger Tierarztpraxis muss Alice erniedrigende Arbeiten erledigen. Nur wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau holt der Tierarzt eine hochtrabende Thekenhilfe als neue Lebensgefährtin in sein Haus, von der Alice ebenfalls herabwürdigend behandelt wird und die mit einem Mann zusammenbringt, von dem Alice belästigt und vermutlich auch vergewaltigt wird. Hilfe findet sie nur bei Mrs Churchill, der Haushälterin, und Henry Peebles, einem Tierarzt, der den Vater von Alice bei dessen Abwesenheiten vertritt, sowie in phantasiereichen Tagträumen. Als sich Alice immer tiefer in ihre Traumwelten zurückzieht, entdeckt sie eine außergewöhnliche, geheime Fähigkeit an sich, die ihr zwar ebenfalls dabei hilft, sich gegen Übergriffe zu wehren, die ihr aber letztendlich auch zum Verhängnis wird… - Ein prominenter Bewunderer der Autorin war Graham Greene: „Das seltsame, ungewöhnliche Talent von Miss Comyns und der unschuldige Blick, mit dem in kindlicher Einfachheit die fantastischsten oder verhängnisvollsten Vorkommnisse beobachtet werden, sind, denke ich, nie zuvor eindrücklicher erprobt worden.“ Dieses Buch ist ein wahres Wunder, als hätten sich Charles Dickens, Charlotte Brontë und die Gebrüder Grimm zusammengetan, um ihre vereinigte Kunst in einem kleinen Roman (159 Seiten in der englischsprachigen Taschenbuchausgabe) zu verdichten. Einige Gemeinsamkeiten gibt es auch mit den phantastischen Romanwelten von Sylvia Townsend Warner („Lolly Willowes“) und Shirley Jackson („We Have Always Lived in the Castle“). Sehr empfehlenswert sind z.B. auch die Romane „Who Was Changed and Who Was Dead“ und „A Touch of Mistletoe“.Handlungsorte
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