Zerbrochene Träume (Studs Lonigan II)
„The Young Manhood of Studs Lonigan“ („Studs Lonigan als junger Mann“, wie der Titel korrekt zu übersetzen wäre), der zweite Teil der Trilogie um den Sprössling einer irischen Einwandererfamilie, umfasst ca. zwölf Jahre (1917 bis 1929): Am Ende des ersten Teils hatte Studs die Elementary School abgeschlossen und sollte nach dem Willen seiner Eltern anschließend eine katholische High School besuchen. Aber Studs treibt sich lieber mit seinen Freunden herum, phantasiert von einem eventuellen Heldentum als Soldat im Ersten Weltkrieg und verheimlicht zu Hause, dass er die Schule gar nicht besucht. Als es zur Konfrontation mit seinen Eltern kommt, gibt er schließlich klein bei und nimmt einen Job als Anstreicher bei seinem Vater an. Doch mit nun eigenem Geld in der Tasche lässt sich die Existenz als Herumtreiber noch besser ausleben, aus dem einst sportlichen Studs wird zunehmend ein Gewicht zulegender und dem Alkohol zugeneigter Taugenichts. Dabei wird sein Denken hauptsächlich von dem Drang bestimmt, endlich Sex mit einer jungen Frau zu haben. Doch alle Annährungsversuche scheitern, schließlich verliert eine seine Unschuld in einem Bordell, nachdem er sich zuvor mit seinen Kumpels ordentlich Mut angetrunken hat. Während der Rassenunruhen in Chicago beteiligt er sich an der schweren Misshandlung eines zehnjährigen schwarzen Jungen: „They took his clothes off, and burned them. They burned his tails with lighted matches, made him step on lighted matches, urinated on him, and sent him running off naked with a couple of slaps in the face.“ – Es fällt schwer, über dreihundert Seiten hinweg für eine einfältige, ungebildete, zutiefst verunsicherte, gelangweilte, gewalttätige, feige, frauenverachtende, rassistische und antisemitische Hauptfigur so etwas wie Mitleid oder Empathie zu empfingen, auch wenn Studs letztendlich ein typisches Produkt bzw. Opfer seiner entsprechenden Umwelt ist (eine Umwelt, die stark an heute sich immer mehr ausbreitende rechtsradikale Milieus erinnert, nicht zuletzt auch an die Agenda der aktuellen US-Präsidentschaft). Ein Höhepunkt des Romans ist die mehrere Seiten lange Predigt eines irischstämmigen katholischen Priesters, der aufklärerische Tendenzen wie Evolutionstheorie, Verhütung oder außerehelichen Geschlechtsverkehr verdammt und Bücher progressiver Autoren wie Sinclair Lewis oder H.G. Wells gerne auf einem Scheiterhaufen brennen sehen würde. - Auf einen Funken von Selbsterkenntnis wartet man bei Studs vergeblich, folgerichtig liegt er auf der letzten Seite des Buches (am Neujahrsmorgen des Jahres 1929) verprügelt, blutig, verdreckt und in seinem Erbrochenen, kaum noch bei Bewusstsein, an einer Straßenecke. Und auch der Titel des letzten Teils der Trilogie („Judgement Day“ – „Tag des Jüngsten Gerichts“) verheißt nichts Gutes…Handlungsorte
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