Eine bessere Welt
Jakov Lind (1927-2007), geboren als Sohn eines jüdischen Kunsthändlers in Wien mit dem bürgerlichen Namen Heinz Landwirth, floh als Elfjähriger vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. Er überlebte anschließend dort und in NS-Deutschland mit falschen Papieren. Er wurde Anfang der 60er Jahre zunächst zu den Lesungen der Gruppe 47 eingeladen, wo man seine erste Veröffentlichung (den Erzählungsband "Eine Seele aus Holz") als großen Erfolg feierte. Doch die folgenden Werke wurden nicht mehr so positiv beurteilt und Lind fiel beim deutschsprachigen Literaturbetrieb als eine Art "Störenfried" in Ungnade. – In Linds erstem Roman geht es um zwei ehemalige Freunde, die nun (irgendwann nach der NS-Zeit) verfeindet sind, der Ex-Nazi Roman Wacholder und Ossias Würz. Wacholder lebt zusammen mit seinen beiden Adoptivsöhnen Leo (Philosoph) und Aslan (Dichter) im Papierberg des Zollamts 8. Leo hat eine „plazentale“ Existenztheorie und Ästhetik verfasst („9. Das Nichtgedachte gibt es nicht. Die plazentale Existenztheorie kann also nur denken wer nicht denken kann, also ist sie reiner Irrsinn.“) Würz wird bedrängt von Drohbriefen, die Aslan für seinen Vater schreibt, und Leos Konferenz zur Nichtigerklärung der „Würzischen Existenz“, und hat sich deshalb eingemauert. Er lebt in weißen Planquadraten und wird von seinen Adoptivsöhnen Arnulf und Arnold ernährt. Und Würz wehrt sich: „Dein Brief hat seine Wirkung auf mich verfehlt. Ich weiß was ich will! Ich will den Menschen im negativ gewordenen Lebensraum seiner gegenwärtigen Verfassung mit dem Gefühl eines menschlichen Menschen im esoterischen Salon geistiger Gespräche aufs Kindbett des unabänderlichen Nichtmenschen einem Schicksal und der Kraft des unmenschlichen Nichtmenschen weichen soll, der Moral, Kultur und Kunstinteresse der Religion des Bürgers der von der Staatsgewalt, vom militärischen Rechtsstaat nur die Desillusionierung der Hoffnungen und Träger eines Gewalt- und Blutregimes eine eigene Menschlichkeit zum verhinderten Darstellungsgegenstand solchen Scheiterns erwachsen soll daß seine Ohnmacht im Einsatz für eine bessere Welt einer menschlicheren Zukunft sich löse. Das will ich. Ich glaube das ist deutlich? Dein Würz.“Handlungsorte
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