Eine sagenhafte Figur

Der Wiener Autor und Herausgeber Albert Paris Gütersloh (1887-1973) hieß mit bürgerlichem Namen Albert Konrad Kiehtreiber. Nach Anfängen als Maler, Schauspieler und Regisseur (u.a. bei Max Reinhardt in Berlin und am Wiener Burgtheater) brachte Gütersloh 1910 seinen ersten Roman („Die tanzende Törin“) heraus. 1923 erhielt er für den Roman „Innozenz oder Sinn und Fluch der Unschuld“ den Fontane-Preis. 1925 begann seine Freundschaft mit Heimito von Doderer sowie der Beginn der Arbeit am Roman „Eine sagenhafte Figur“. In den 1930er Jahre wurde er zum begeisterten Nationalsozialisten, nachdem er zuvor mit dem Austrofaschismus sympathisiert hatte. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich beantragte er die Mitgliedschaft in der NSDAP, der Antrag wurde jedoch aufgrund seiner Biographie nicht nur abgelehnt, sondern seine frühen Werke galten als „entartet“. 1938 musste er seine Professur abgeben, 1940 erhielt er auch Berufsverbot. Es wur de ihm zwar 1961 der österreichische Staatspreis für Literatur verliehen, doch seine Bücher waren wenig verbreitet bzw. bekannt. Ein Jahr später bedauerte die Wiener Zeitschrift „Forum“, dass der 75. Geburtstag des Autors selbst in Österreich kaum Beachtung gefunden hatte. – Die „sagenhafte Figur“ des Romans ist der junge Baron Kirill Ostrog, für den der 1914 ausbrechende Krieg eine willkommene Gelegenheit für eine Reifeprüfung scheint, doch zu einer wirklichen Teilnahme am Krieg kommt es erst gar nicht. Ernüchtert verwirft er die Möglichkeit einer selbstverwirklichenden Veränderung und kehrt zu seiner Verlobten Laura zurück, die für ihn das bisherige Leben verkörpert… - Die Sprache des Romans wirkt eher traditionell, überrascht aber immer wieder mit ungewöhnlichen Formulierungen wie z.B. „Die Welt … wächst plötzlich wie ein Knebel in deinem Munde, wie ein sekündlich sich dehnender Apfel in deiner Hand, streift mit des Verführers zauberischem Fing er die Hülle der Unempfindlichkeit leicht dir ab und die letzte Schneeflocke der Unschuld weg von der Spitze deiner Brust, …, drückt dir ihre erregte sprachbegabte Zunge in den Mund und nagelt dich durch den Gaumen hindurch an die Wand der nach Verkörperung lechzenden Schatten…“

Handlungsorte

»Bücher sind fliegende Teppiche
ins Reich der Phantasie.«

James Daniel

Buchdetails

Handlungsorte
Österreich (allg.), Wien, Cote dAzur (allg.)
Buchdaten
Titel: Eine sagenhafte Figur
Untertitel: Ein platonischer Roman
Kategorie: Roman / Erzählung von 1946
LeserIn: Faun
Eingabe: 24.01.2024


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