Heidiland
14.08.2006
Kaum eine Region ist so stark als literarischer Handlungsort markiert wie der Kanton Graubünden durch die zwei Heidi-Romane aus den Jahren 1880 und 1881 von Johanna Spyri. Hier ein kleiner Auszug: "Jetzt fiel ein roter Schimmer vor seinen Füßen auf das Gras, es kehrte sich um, da – so hatte es die Herrlichkeit nicht mehr im Sinn gehabt und auch nie so im Traum gesehen – die Felshörner am Falknis flammten zum Himmel auf, das weite Schneefeld glühte und rosenrote Wolken zogen darüber hin; das Gras rings auf der Alm war golden, von allen Felsen flimmerte und leuchtete es nieder und unten schwamm weithin das ganze Tal in Duft und Gold." Herrlich, sagten sich anscheinend auch die lokalen Verantwortlichen und nannten die Region um Maienfeld kurzerhand „Heidiland“ - inklusive Heidi-Erlebnisweg, Heidi-Musical, Heididorf und der Heidicard. Suggestion ist hier das Stichwort, denn die Region dürfte mittlerweile etwas anders aussehen als vor 130 Jahren. Aber vielleicht ist es sogar eine Win-Win-Situation, und die Spyri-Literatur wie auch die Region profitieren von der Namensgebung– rein ökonomisch allerdings. Von der einheimischen Bevölkerung wird der Markenname übrigens abgelehnt.